Letzte Woche hatte ich ein Beratungsgespräch mit einer tollen Unternehmerin, die ich schon über einen längeren Zeitraum begleite. Während dieser Zeit hat sich eine sehr schöne Freundschaft entwickelt. Vor ein paar Tagen jedenfalls, nahm unser Gespräch plötzlich eine gänzlich andere Richtung ein, als ursprünglich geplant. Binnen weniger Minuten fanden wir uns in einem überaus persönlichen und emotionalen Thema wieder und sprachen über die Dinge als Unternehmerin, über die man sonst eigentlich nicht spricht…
Wer Selbständig ist, kann viel erzählen: von irrwitzigen Kunden, spannenden Projekten, mit Leichtigkeit gemeisterten Projekten, von den ersten Erfolgen, verspäteten Lieferungen, säumigen Zahlern, undurchsichtigen Buchhaltungsaufgaben, horrenden Finanzamtsforderungen und vielem mehr. Was die meisten jedoch nicht erzählen können, ist das Neueste vom Kaffeeklatsch. Denn es ist niemand da, außer einem selbst.
Unternehmerin zu sein, ist einsam
Als Jungunternehmerin startest du völlig alleine in den Tag. Da ist niemand, mit dem du über das Wetter oder den Stau auf der Autobahn sprechen kannst. Nicht mal den Frust über den Streit mit deinem Partner kannst du auf die Schnelle loswerden.
Da bist nur du mit all deinen To-Do’s, Aufgaben, Problemen, Hürden und Schwierigkeiten. Ob du heute gut gelaunt bist oder nicht, hilft dir nicht weiter. Die Arbeit muss getan werden. Und seien wir uns mal ehrlich… zu vieles wird nicht getan und im Zweifelsfall aufgeschoben.
Unternehmerin zu sein ist zweifelsohne, voll von Zweifeln
Im Forbes Magazine habe ich unlängst gelesen, dass es zwei Arten von Unternehmern gäbe: Jene, die keine Ahnung haben, ob die Dinge wirklich funktionieren werden und jene, die diesbezüglich lügen.
Und das stimmt – denn niemand von uns hat die wahrhaftige Kristallkugel, die uns schon im Voraus zeigt, was klappt und was nicht. Darum ist fast jede einzelne Entscheidung auch mit Zweifeln behaftet. Doch nach Außen müssen Selbständige immer 100% selbstbewusst auftreten. Zweifel hin oder her.
Unternehmerin zu sein, bringt die an deine finanziellen Grenzen
Egal wie viel Ersparnisse du in dein Unternehmen mit einbringst, die aller-aller-aller wenigsten Neugründungen sind sofort ertragreich. Zuerst werden deine Ersparnisse aufgebraucht, dann gibt’s den ersten Rahmenkredit bei der Bank. Das Geld wird in manchen Monaten verdammt knapp und neue Zweifel tun sich auf. Tut mir leid, falls dich das jetzt erschreckt, aber das ist nun mal die Wahrheit. Ich kenne absolut keine Unternehmerin, bei der alles von Anfang an ein Kinderspiel war.
Unternehmerin zu sein, bedeutet, ein Magnet für Fehler zu sein
Auch wenn das keiner zugibt (immerhin heißt der Artikel ja auch „Dinge, über die niemand spricht), aber Selbständige scheinen Fehler anzuziehen, wie das Licht die Motten. Fehler machen ist verpönt und nichts, worauf man stolz sein könnte, oder? Aber – nur durch Fehler kannst du lernen und so wie Einstein 100 Arten erfinden, wie man die Glühbirne nicht baut! Der große Durchbruch kommt selten in den ersten 3 Arbeitstagen als sein eigener Chef. Durchhalten ist das Nonplusultra.
Unternehmerin zu sein, kann dich in den Abgrund führen
Selbständig zu sein, ist das absolut Größte, solange das Unternehmen tolle Zahlen erwirtschaftet. Doch wenn es einmal nicht mehr so gut läuft, wenn die Kunden ausbleiben, die Umsätze zurückgehen und die laufenden Kosten die letzten Reserven aufbrauchen, bleibt der Kapitän noch immer an Board. Und während das Schiff langsam sinkt, versinken viele Unternehmer mit ihm.
Und jetzt?
Auch wenn dieser Artikel jetzt vielleicht abschreckend erscheinen mag, für wahre Unternehmerinnen ist dies nur ein Wink mit dem Zaunpfahl, all diese Dinge regelmäßig und in einem passenden Rahmen anzusprechen. Vertrauen, Ehrlichkeit und Offenheit spielen dabei eine wichtige Rolle. Von Angesicht zu Angesicht. Von Unternehmerin zu Unternehmerin. Mit dem Wissen, verstanden zu werden, da die andere Person, genau die gleichen Ängste, Sorgen und Zweifel kennt, wie man selbst.
Daher folgender Tipp: Suche dir Verbündete, andere Unternehmerinnen mit denen du dich regelmäßig austauschen kannst. Wo du deine Ängste und Sorgen völlig frei von der Leber weg ansprechen kannst. Achte aber darauf, dass die Gruppe nicht zu groß ist, denn sonst werden wieder die üblichen „technischen“ Fragen besprochen. Denn die meisten scheitern nicht an technischen Problemen, sondern an emotionalen! Suche dir wenige, aber sehr vertraute Personen, mit denen du offen und ganz ehrlich sprechen kannst.
Dann wird das Unternehmertum wieder zu dem, was es im Grunde ja ist – eine großartige Reise zur Erreichung deiner Träume und Wünsche!
Nun würde ich gerne von dir erfahren, wie gehst du mit den oben angeführten Themen um? Was fehlt dir am meisten und woher holst du neue Kraft für den Tag, wenn die Zweifel mal überhand nehmen? Schreibe mir doch jetzt im Kommentar! Ich freue mich darauf!